Diskussion mit Bio-Verbänden: Keine gesonderten Pestizid-Grenzwerte in der EU-Öko-Verordnung

Visselhövede/Papenburg, 01.09.2015. Für die in Brüssel geplante Revision der EU-Öko-Verordnung gibt es in wichtigen Punkten Übereinstimmung zwischen den Vertretern der Öko-Branche und dem emsländischen EU-Parlamentarier Jens Gieseke (EVP).
Auf einem Treffen auf dem Sozialen Ökohof in Papenburg informierten die Vertreter der niedersächsischen ökologischen Anbauverbände und des Naturkosthandels über den Handlungsbedarf zu dem derzeit im EU-Parlament diskutierten Vorschlag zur Revision der EU-Öko-Verordnung. Sowohl die Bio-Verbände als auch der EU-Parlamentarier sehen erheblichenVerbesserungsbedarf für den von Seiten der EU-Kommission im letzten Jahr eingereichten Vorschlag, der die Weiterentwicklung der Bio-Branche stark gefährdet. So wurden bereits 1500 Änderungsanträge zum Vorschlag vom EU-Parlament erarbeitet.
„Der Biomarkt verzeichnet weiter deutliche Wachstumsraten. Änderungen im EU-Recht sollten Verbesserungen bringen und mehr Bio in Europa ermöglichen“, stellt Harald Gabriel, Vorsitzender der Landesvereinigung Ökologischer Landbau Niedersachsen (LÖN) fest. „Statt das Kontrollsystem auf den Kopf zu stellen, sollte die erfolgreiche Prozesskontrolle ausgebaut und in Europa noch konsequenter umgesetzt werden.“ Beide Seiten kritisieren zudem die Einführung eigener Pestizidgrenzwerte für den Biolandbau.
„Eigene Pestizidgrenzwerte für die ökologische Landwirtschaft, wie sie die EU-Kommission vorgeschlagen hat, lehnen wir ab“, konstatiert Jens Gieseke. „In meiner Fraktion zeichnet sich eine Mehrheit gegen solche Grenzwerte ab.“ Er rechnet damit, dass der Vorschlag der EU-Kommission für den Ökolandbau eigene Grenzwerte zu definieren, im EU-Parlament auf breite Ablehnung stoßen wird.
Handlungsbedarf sehen die Bio-Verbände und der EU-Parlamentarier auch bezüglich einer besseren Koordination der Umsetzung und Abstimmung bei Belangen, die mehrere Mitgliedsstaaten betreffen. Erfahrungen mit Betrugsfällen bei importierter Ware und unterschiedlicher Umsetzung der EU-Verordnung in den Mitgliedsstaaten haben gezeigt, dass eine verantwortliche Stelle fehlt, die koordinieren und zeitnah handeln kann.
Sabine Schritt, Geschäftsführerin von Kornkraft und Vorstand des Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN), wies zusammenfassend darauf hin, dass die beste aller möglichen Optionen, eine Weiterentwicklung der bestehenden und bewährten EU-Öko-Verordnung gewesen wäre: „Bei einer jährlich steigenden Bio-Nachfrage im zweistelligen Bereich sei eine Umsetzung des jetzigen Revisionsvorschlags der EU-Kommission fatal und würde zu einer wirtschaftlichen Verunsicherung führen.“